Samstag, 23. Dezember 2006

Potosí

Gegen 2 Uhr angekommen und im Koala Den ein Einzelzimmer ergattert. Bad stank chlorig, aber bei 7 Euro finde ich, darf man auch schon mal meckern. Fruehstueck bis 9, daher wieder nicht viel mit Schlaf.Erste Mission war, ein Busticket fuer den Abend zu organisieren. Klingt leicht, hat aber gedauert. Ohne Wissen ueber Taxinutzung noch Busse war ich auf die Hilfe eines alten Mannes angewiesen und fand im Bus dann letztendlich recht leicht zum Terminal. Am Nachmittag folgte einer der beeindruckendsten Teile meiner bisherigen Zeit. Der Besuch einer Mine im Cerro Rico. Aus diesem Berg haben die Spanier den Grossteil ihres Silbers geholt und via Buenos Aires ausgeschifft.

Ich hatte extremes Glueck und nur noch einen Franzosen in der Gruppe, was uns zur Dreier-Gruppe inkl Guía machte. Schutzkleidung angezogen, Dynamit und Alkohol als Geschenke gekauft und los gings. Es ging mit Aussentemperatur und aufrechtem Gang los und steigerte sich anschliessend. Nach der Besichtigung eines Mini-Museums in einem verlassen Schacht und Gnadengesuchen bei der Erd-Mutter Pacha Mama ging es dann tiefer in den Berg.



Laut "Footprint" sind die Bedingungen unveraendert seit dem Mittelalter. Das ist absolut zutreffend. Einige groesser Gruppen arbeiten zwar mit Pressluft, aber das ist nicht normal.



Wir besuchten Don Vasilio in seinem Schacht. Er ist 35, sieht aus wie 55 und arbeitet sich mit Hammer und Meissel, Dynamit und Schubkarre in den Berg. Allein. Mit ihm tranken wir 93%igen Alkohol, kauten Koka und durften den Alkohol nach zwei Runden fuer uns und zwei als Gnadengesuch bei Pacha Mama in Form von Opfer-Tropfen mit der mitgebrachten Limonade mischen. Das Ritual mit den Tropfen auf den Boden hoert sich seltsam an, wird aber extrem ernst genommen.



Danach gingen wir ins Tiefen-Level 3 von 4 und auf Gefahrenstufe 100 auf der 10er-Skala bis 100. Auf Knien kriechend und ueber bedenkliche Loecher auf Balken rutschend arbeiteten wir uns so in eine 40 Grad heisse und schlammige Zone vor. Im innersten Teil betraegt die Umgebungstemperatur 54 Grad!! Viele der "bereisten" Tunnel sind schon 500 Jahre alt und durch einige passte ich auf Knien nur gerade so durch. Wieder draussen wurde dann noch eine extra dafuer mitgebrachte Ladung Dynamit gezuendet. Was fuer ein Druck und Laerm!



Der Geruch nach Schwefel und Schlamm blieb mir noch eine ganze Weile anhaften. Am Abend kam mein Taxi wegen des Weihnachtsverkehrs so spaet, dass ich meinen Bus nach La Paz verpasste. Dank beherztem Einsatz eines Taxifahrers, der sich sogar aus Wechselgeldmangel mit weniger als vereinbart zufrieden gab, erreichten wir den Bus noch an der Mautstation ausserhalb der Stadt. Das Weiterkommen war gesichert!

2 Kommentare:

  1. 1A-Reisebericht! Mein absoluter Fav der bisherigen Tom-Stories :)

    Mit Don Vasilio hätte ich auch gern den ein oder anderen Tropfen gezischt. Habt er euch oder ihr ihn eingeladen? ;)

    Cheerio, Phil

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  2. ...dieser Trip muß ja der reine Nervenkitzel gewesen sein!!!
    Hast du Anteile an der Mine erworben???
    Gruß
    Papa

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